DSOL: Pech und Können in der zweiten Runde

Zwei ungefährdete Siege für Fulda II und Fulda III sowie ein unglückliches Unentschieden waren die Ausbeute der zweiten Runde in der DSOL. Besonders bemerkenswert die faire Geste des Mannschaftsführers von Welzheim, der Andreas Hartmann nach technischen Problemen ermöglichte, die Partie zu Ende zu spielen.

von Martin Küpper

SC Fulda I vs. SV Erkenschwick I: 2-2

Am ersten Brett bekam Dr. Matthias Kierzek mit Shreyas Royal ein englisches Schachwunderkind vorgesetzt, dessen spannende Geschichte Ihr hier nachlesen könnt. Matthias war davon aber nicht beeindruckt und glich mit Schwarz bald aus (11. c5 ist zwar ein netter Trick, nach 11.- Lc7 ist der Bauer aber eine Schwäche). Danach ging es für Weiß eigentlich nur noch bergab und spätestens nach dem 20. Zug stand Matthias klar besser. In den nächsten 10 Zügen verdichtete er seinen Vorteil zu einer klaren Gewinnstellung, doch im 32. Zug schlug dann wieder der Maus – Slip – Teufel zu. Statt mit 32.- Df2+ alle Drohungen zu parieren und einfach zu gewinnen, blieb die Dame auf d2 hängen, was ein einzügiges Matt erlaubte. Sein junger Gegner ließ sich nicht zweimal bitten und so nahm eine hervorragend gespielte Partie für uns ein tragisches Ende.

Auch Martin Weise an Brett 2 ist kürzlich zu internationaler Bekanntheit gekommen, allerdings als Opfer eines Schwindels aus der letzten DSOL – Saison, der im New In Chess Magazin ausführlich besprochen wurde. Diesmal erarbeitete er sich schnell einen positionellen Vorteil, der seinen Gegner zunächst davon abhielt, die Entwicklung zu vervollständigen und stattdessen einen Damenausflug zu unternehmen. Dieser stellte sich bald als Reise ohne Wiederkehr heraus – ein schöner Sieg in nur 23 Zügen.

Am dritten Brett erhielt Marius Fritz ebenfalls mit Weiß schnell Vorteil in der Eröffnung, weil sein Gegner sich zu passiv aufbaute. Doch spätestens mit 18. Se2 kam er vom rechten Weg ab. In der nachträglichen Analyse kamen wir zu dem Schluss, dass die Idee auf den weißen Feldern zu spielen richtig war, dass dafür aber der Läufer g2 die deutlich bessere Wahl gewesen wäre. So begann sich die Stellung langsam zu drehen und in der Schlussstellung war es eher Schwarz der besser steht. Kein Wunder, dass Marius das Remisangebot seines Gegners Marius gern annahm.

Am vierten Brett hatte Martin Küpper Schwarz, kam aber ebenfalls mit leichtem Vorteil aus der Eröffnung. Doch der Versuch seinen Entwicklungsvorsprung für den Königsangriff zu nutzen ging nach hinten los und zwischenzeitlich stand Weiß klar besser. Glücklicherweise wählte er aber den falschen Weg, um seinen Vorteil auszubauen, ließ zu viel Gegenspiel zu und musste sich schließlich mit Dauerschach zufriedengeben. Eine weitere Partie in der mehr drin gewesen wäre, bei der wir uns aber am Ende noch glücklich schätzen durften. Insgesamt also ein Spiegelbild des gesamten Kampfes.

TSF Welzheim vs. SC Fulda II: 3-1

Am ersten Brett spielte diesmal Uwe Hasselbacher. In einer englischen Eröffnung lief bis zum 11. Zug alles normal. Weiß expandierte am Damenflügel, Schwarz konzentrierte seine Figuren auf dem Königsflügel. Doch beim Versuch zu rochieren unterlief Uwes Gegner dann jedoch ein Maus – Slip und der König blieb auf f8 hängen. Mit kräftigem Spiel gelang es Uwe den resultierenden Zeitverlust auszunutzen und als es Schwarz endlich gelungen war seinen Turm ins Spiel zu bringen, hatte Uwe bereits entscheidenden Vorteil, den er sicher zum Sieg führte.

Andreas Hartmann an Brett 2 erreichte mit der Rubinstein Variante der französischen Verteidigung zunächst ein Endspiel, in dem er aufgrund seiner Bauerninseln die etwas schlechtere Struktur hatte. Als Weiß jedoch die h-Bauern tauschte übernahm er die Initiative. Dann traten allerdings technische Probleme auf, die auf dem Server zur Zeitüberschreitung führten. Der gegnerische Mannschaftsführer zeigte sich aber fair und startete die Partie in der Endstellung erneut als die Probleme behoben waren. Dadurch stimmt das Ergebnis in der Datenbank nicht und es fehlen ein paar Züge, denn letztlich endete die Partie nach langem Kampf in einem verdienten Unentschieden. Nochmal großen Dank an die Welzheimer, das war wirklich eine faire Geste!

Am dritten Brett gab Paul Kopco seinen Einstand mit einer wilden Partie. Sein Gegner eröffnete mit der seltenen Alapin Eröffnung (1.e4 e5 2.Se2) und erhielt bald Raumvorteil. Doch Paul behielt die Nerven und als Weiß im 15.Zug ein spekulatives Springeropfer spielte, griff er beherzt zu und wehrte alle Drohungen ab. Wenige Züge später hatte er den Spieß umgedreht und führte die Partie sicher zum Sieg. Auch wenn er da schon deutlichen Materialvorteil hatte: seine Mattführung am Ende ist sehenswert.

Am vierten Brett war wieder Milos Maksimovic im Einsatz. In einem Läuferspiel erlangte er zunächst leichten Vorteil, verpasste dann aber die Gelegenheit, Schwarz eine Schwäche auf f6 zu verpassen. Danach gelang es einem Gegner gefährlichen Druck am Königsflügel aufzubauen, den Milos aber neutralisieren konnte. Schwarz konnte zwar schließlich in einem Endspiel Dame + Springer in die weiße Stellung eindringen, doch mit einer Mattdrohung zwang Milos ihn schließlich Dauerschach zu geben. Insgesamt ein gerechtes Unentschieden.

SW Eichstättern II – SC Fulda III: 0,5 – 3,5

Soroush Wadiei zeigte sich am ersten Brett seinem Gegner in allen Belangen überlegen. Bereits bei seinem Einsatz für die zweite Mannschaft hatte er ja gezeigt, dass mit ihm zu rechnen ist. Fünf Ligen tiefer war es auch am ersten Brett ein Spiel auf ein Tor, bei dem der Ausgang niemals ernsthaft in Frage stand.

Am zweiten Brett spielte erneut Felix Fassler. Auch diesmal gab es wieder eine schwerblütige Partie, in der er mit dem Springerpaar dem Läuferpaar seines Gegners auf der Nase herumtanzte. Dieser hielt die Stellung geschlossen, was Felix natürlich entgegenkam. Denn so konnte er sich in aller Ruhe den Schwächen am Damenflügel widmen. Am Ende gab es dann sogar noch eine Königsjagd, bei der Felix schließlich im 55. Zug den weißen König erlegte.

Am dritten Brett musste sich Arthur Deperschmidt bei seinem Debut gegen das Königsgambit verteidigen, zeigte sich aber absolut auf der Höhe und verteidigte sich mit der von Bobby Fischer als Widerlegung geadelten Variante mit 3. – d6 und 4.-g5, nahm den angebotenen Springer und zeigte sich deutlich theoriesicherer als sein Gegner. Nach ein paar Verwicklungen hatte er ausgangs der Eröffnung schließlich einen Springer und die Initiative für zwei Bauern. Ein Vorteil, den er sicher verwertete.

Der einzige Unfall passierte am vierten Brett, wo Lionel Lopez Busic ein wenig unvorsichtig mit seiner Königsstellung umging und einen Springer einbüßte. Dafür hatte sich aber der schwarze Turm verlaufen, der nach dem Damentausch nie wieder ins Spiel zurückfand. In der Schlussstellung ist es sogar Weiß der trotz Minusfigur auf Gewinn steht. Denn die schwarzen Figuren können sich nicht rühren und die weißen Türme können ungehindert dem König zu Leibe rücken. Trotzdem verständlich, dass Lionel die angebotene Zugwiederholung nahm, insbesondere da dies in dem Moment den Mannschaftssieg sicherstellte.