Fulda II im Halbfinale

Viel Spannung gab es in den Viertelfinals der DSOL für unsere beiden Mannschaften. Fulda II konnte sich nach hartem Kampf gegen Gera durchsetzen, gegen Fulda III entschied am Ende die Berliner Wertung. Das Halbfinale findet am 23.04. um 19:30 Uhr statt.

von Martin Küpper

ESV Gera I vs. SC Fulda II 1-3

Am ersten Brett hatte Uwe Hasselbacher Weiß und spielte eine englische Eröffnung mit 1.- e5. Nach ruhiger Eröffnung explodierte die Stellung, als sein Gegner 15. f4 mit 15.-f5 konterte. Uwe entschied sich daraufhin, mit 16. Sa4 auf die Jagd nach dem Läuferpaar zu gehen. Besser wäre es gewesen, stattdessen einen Freibauern auf d5 zu bilden, denn nun wurden die schlechtstehenden Figuren des Schwarzen gegen gutstehende des Weißen abgetauscht. Zusätzlich kontrollierte Schwarz das Zentrum, so dass Uwe bald schon um das Remis kämpfen musste. Mit taktischen Mitteln versuchte er noch dagegenzuhalten, doch spätestens als er den Bauern d5 gegen h6 tauschen musste und der weiße König auf Wanderschaft musste war klar, dass es schwer werden würde. Schwarz hatte ein starkes Zentrum und einen guten Springer gegen den schlechten Läufer und so war es folgerichtig, dass am Ende die Kombination aus Dame und Springer den schwachen weißen König zur Strecke brachte.

Konstantin Wolgin griff and Brett 2 mit den schwarzen Steinen wieder zur Najdorfvariante der sizilianischen Verteidigung. Weiß baute sich solide, aber etwas langsam auf, so dass Konstantin nach der Eröffnung gutstand. Mit entgegengesetzten Rochaden und beiderseitig geschwächten Königsstellungen entstanden komplizierte Stellungsbilder, die auch die Zuschauer auf Discord intensiv diskutierten. Tatsächlich bestätigt die Computeranalyse, dass Schwarz mit 13.-Sh5 auf der falschen Seite des Brettes spielt, doch die kategorische Ablehnung der Kiebitze von 14.- Lxd5 und insbesondere 20.- Lg5 stellt sich in der Computeranalyse als falsch heraus. Im Gegensatz zu den Kiebitzen hatte Konstantin richtig eingeschätzt, dass seine Initiative den weißen Druck gegen d6 locker aufwog und er sogar deutlich besser stand. Erst 23.- f6 vergab den Vorteil, denn jetzt war aus dem stolzen Läufer tatsächlich ein großer Bauer geworden. Dabei hatte Konstantin sich wohl auf 26. Txe4 verlassen, was aber stark mit 27. Sh6 gekontert wurde.  Ein Schlag praktisch aus dem Nichts, nach dem Schwarz plötzlich in allen Varianten verloren ist. Egal wie er den Springer schlägt, immer geht ein Turm verloren, bei anhaltendem weißem Angriff.

Hier sah der Kampf plötzlich verloren aus, denn bei Niederlagen an den ersten zwei Brettern hätte die Berliner Wertung für Gera entschieden. Doch Konstantin gab sich noch nicht geschlagen und bekam im 32. Zug die Belohnung, als sein Gegner einen Bauern fraß, ohne auf die schwache Grundreihe zu achten. Schwarz konnte nämlich ungestraft einen der beiden weißen Türme schlagen und hatte damit eine Mehrfigur, der Weiß nichts mehr entgegenzusetzen hatte. Ein etwas glückliches Ende einer hochspannenden Partie.

Am dritten Brett wurde Andreas Hartmann mit dem Jobava System 1. d4 d5 2. Sc3 konfrontiert. Er nahm sich viel Zeit in der Eröffnung, erreichte dann aber eine Stellung die stark an die Rubinsteinvariante der französischen Verteidigung erinnerte. Da er diese gut kennt, kann man davon sprechen, dass er den Eröffnungskampf gewonnen hat, obwohl die Stellung ausgeglichen war. Spätestens im 20. Zug wurde klar, dass er über einen klaren Plan verfügte, während sein Gegner nicht so recht weiterkam. Andreas übernahm mit einem Minoritätsangriff die Initiative und hatte bald die aktiveren Figuren. Auch wenn der Computer die Stellung weiterhin als ausgeglichen bewertet, wurde sie immer unangenehmer zu spielen für Weiß. Im 29. Zug wurde der Druck übermächtig und Weiß stellte die Qualität ein, wonach die Stellung aufgrund der schwachen Grundreihe auch direkt verloren war. Eine ausgezeichnete Positionspartie, in der Weiß in aller Ruhe überspielt wurde. Stark!

Genau das Gegenteil sah man in Milos Maximovics Partie am vierten Brett: Normalerweise gilt die französische Abtauschvariante ja als remisträchtig, doch Milos machte mit 8. 0-0-0 und 9.f4 sofort klar, dass es ihm auch in dieser symmetrischen Struktur um den gegnerischen König gehen würde. Später verriet er, dass er damit im Bullet sehr gute Erfahrungen gemacht hat. Und so lief die Partie auch: erst im 25. Zug dachte Milos länger als 30 Sekunden nach, doch da hatte er schon eine Figur mehr. Schwarz hatte sich nämlich den weißfeldrigen Läufer abklemmen lassen und dafür nur zwei Bauern bekommen, während Weiß weiter angriff. Milos operierte geschickt mit Mattmotiven, um dann in ein gewonnenes Endspiel überzuleiten, in dem die weißen Bauern einfach durchmarschierten. Trotz 44 Zügen war die Partie schon nach 30 Minuten vorbei. Der Gegner muss sich gefühlt haben, als ob ein Tornado über ihn weggefegt ist.

SC Fulda III vs. Akademie Paderborn II: 2-2 (4-6)

Am ersten Brett hatte Soroush Wadiei Schwarz gegen einen starken Gegner, der schon in der Vorrunde mit 4 / 6 entscheidend zur Qualifikation seines Teams beigetragen hatte. Soroush hatte eine Variante der katalanischen Eröffnung vorbereitet, bei der Schwarz den Bauern auf c4 schlägt und dem Weißen dafür das Zentrum überlässt. Häufig steht Schwarz dann etwas passiv, kann aber versuchen den Bauern zu halten und mit genauem Spiel die weiße Initiative zu neutralisieren. Leider gelang ihm das aber in dieser Partie nicht. Als Soroush versuchte, sich mit 11.- c5 zu befreien konnte sein Gegner den Raum- und Entwicklungsvorteil nutzen und mit einem taktischen Schlag eine Figur gewinnen. Zwar kämpfte Schwarz noch bis zum 54. Zug, doch am Ende ließ sich nichts mehr ausrichten. Schade, kann aber passieren.

Felix Faßler spielte am zweiten Brett mit Weiß die b3 – Variante gegen Französisch. Sein Gegner nahm zwar den Bauern auf e4, entschied sich aber dann ihn nicht zu verteidigen, sondern seine Entwicklung fortzusetzen. Eigentlich eine kluge Entscheidung, doch im 10. Zug ließ er sich einen Doppelbauern auf c6 verpassen, und fand danach keinen sicheren Platz für seinen König. Felix vollendete in aller Ruhe seine Eröffnung und stand mit der besseren Bauernstruktur und dem unsicheren schwarzen König klar besser. Dazu kam noch, dass Schwarz viel Zeit verbraucht hatte. So war es nur folgerichtig, dass er im 18. Zug bereits in Zeitnot war und eine Figur einstellte. Schwarz versuchte noch ein Dauerschach zu erreichen, doch Felix lies nichts anbrennen und im 21. Zug überschritt Schwarz in Verluststellung die Zeit. Saubere Leistung!

An Brett 3 hatte Erasto Greif Weiß und spielte wieder einen Fianchetto – Aufbau. Schwarz kopierte die weißen Züge, bis Erasto sich zu 6. Sa3 entschied, um den Vorstoß c4 vorzubereiten. Schwarz spielte dagegen sofort c5 und Erasto erhöhte die Zentrumsspannung wie geplant mit 7. c4. Spätestens nach der Antwort Sc6 hätte er jedoch auf c5 nehmen sollen, denn nach 8. cxd5 steht der weiße Springer im Abseits. Danach gab er den e-Bauern, um am Damenflügel zu spielen, doch Schwarz konnte alle Drohungen abwehren und die weißen Bauern am Damenflügel abräumen. Damit hatte Schwarz zwei Bauern mehr und die weißen Figuren waren verknotet. 26. – Le5 war aber zu ungeduldig und ließ Erasto wieder zurück in die Partie. Doch die Stellung blieb kompliziert, denn Weiß konnte zwar den e-Bauern zurückgewinnen und den a – Bauern stoppen, dafür bekam Schwarz aber Spiel gegen den ungeschützten weißen König. Weiß musste schon sehr genau spielen, um das Gleichgewicht zu halten und im 33. Zug übersah Erasto dann leider die entscheidende Drohung. Schade, aber jeder kennt sicherlich, wie es ist, eine lange Verteidigung durchzuhalten, wenn man sich mit knapper Bedenkzeit immer neuen Drohungen gegenübersieht.

Finn Meyer hatte mit Schwarz in den ersten Zügen die gleiche Variante auf dem Brett wie Erasto mit Weiß. Sein Gegner wählte jedoch einen langsameren Aufbau mit Doppelfianchetto, auf das Finn sich gezielt vorbereitet hatte. Schnell gelang es ihm Druck im Zentrum aufzubauen und als Weiß auf Damenjagd ging anstatt seine Entwicklung zu beenden, nutze er die Zeit, um über die schwarzen Felder einzudringen. Im 18. Zug gewann er einen Bauern, im 20. einen zweiten. Als Weiß im 24. Zug nochmal die Dame angriff sah er richtig, dass er sie temporär opfern konnte, weil der d – Bauer nicht nur Material gewinnt, sondern sich am Ende der Sequenz umwandeln würde. So wie Weiß spielte, hatte Finn am Ende sogar Turm und Läufer mehr, was er im 33. Zug zum Mattsetzen nutze. Eine sehr überzeugende Leistung von Finn, der seine gute Vorbereitung in einen Start – Ziel – Sieg ummünzen konnte.