Archiv für den Monat: März 2021

DSOL Woche 4 und 5: Playoff Chancen bleiben intakt

Mit zwei Siegen in zwei Wettkämpfen unterstreicht Fulda III seine Ambitionen auf die Playoffs. Fulda II muss zwar den ersten Rückschlag hinnehmen, bleibt aber weiter gut im Rennen. Fulda I feiert endlich den ersten Sieg.

von Martin Küpper

SC Fulda I vs. SV Berolina Mitte I: 1,5 – 2,5

Auch im vierten Kampf dieser Saison verhieß es nichts Gutes am ersten Brett spielen zu müssen:

Martin Weise erhielt in einer Vorstoßvariante der französischen Verteidigung mit Schwarz eine gute Stellung aus der Eröffnung. Im Mittelspiel hatte er einen Isolani auf d5 und das dafür typische aktive Figurenspiel. Doch im 21. Zug entschied er sich für ein temporäres Qualitätsopfer, dass es am Ende aber Weiß erlaubte, seine Figuren wieder zu aktivieren. Nebenbei ging auch noch ein Bauer verloren, so dass Martin schon mit dem Rücken zur Wand stand, als er im 31. Zug in eine Springergabel lief und aufgeben musste.

Am zweiten Brett zeigte sich Marius Fritz erneut gut vorbereitet. Gegen die Pirc – Verteidigung seines immerhin 150 DWZ schwereren Gegners gab er seine Dame für drei Figuren. Es gelang ihm, den schwarzen König im Zentrum zu halten und den schwarzen Schwerfiguren keinen Raum zu geben. Aber gerade als es so aussah, als könne er dem schwarzen König zu Leibe rücken konnte sich Schwarz mit einem Turmopfer ins Dauerschach retten.

Ebenfalls hoch komplex war die Partie von Matthias Berndt am dritten Brett. Mit seinem königsindischen Angriff hielten sich die weiße initiative am Königsflügel und das schwarze Gegenspiel am Damenflügel lange die Waage. Schließlich entstand ein Endspiel in dem er zwei Bauern für die Qualität hatte. Doch trotz aller Bemühungen reichte es nicht zu mehr als Remis.

Remis endete auch die Partie von Martin Küpper am vierten Brett. Denn obwohl erst ein Bauernpaar getauscht war, kam es bereits im 27sten Zug zu einer dreifachen Stellungswiederholung. Dafür sind auch die schwarzen Steine keine gute Ausrede.

Biebertaler SF vs. SC Fulda I: 2,5 – 1,5

Gegen die Schachfreunde aus Biebertal sollte endlich der erste Sieg gelingen. Um das zu erreichen, brachten wir ein frisches Gesicht ans erste Brett. Und Marius Fritz enttäuschte die Erwartungen nicht: erneut gut vorbereitet und wie immer kampfeslustig kam er mit Raumvorteil aus der Eröffnung, den er zum Durchbruch im Zentrum nutzen konnte. Als sein Gegner sich auf die Stellungsöffnung einließ, konnte Marius die geschwächte Grundreihe und die damit verbundenen Fesselungsmotive nutzen, um Material zu gewinnen. Schwarz verteidigte sich aber zäh und mit schwindender Zeit fiel es Marius immer schwerer den Gewinnweg zu finden. So willigte im 69. Zug schließlich trotz immer noch großen Vorteils ins Remis ein. Mit dieser Entscheidung brach er nicht nur den Fluch des ersten Brettes, sondern sicherte auch den Mannschaftssieg. Nur seine persönliche Serie von nun fünf Remisen in fünf Matchen muss für einen Kämpfer wie ihn frustrierend sein.

Am zweiten Brett spielte Matthias Berndt, der sich früh mit einem Qualitätsopfer konfrontiert sah. Das Opfer war zwar inkorrekt, aber Matthias spielte zu schnell und verlor eine Figur und kurz darauf noch einen Bauern. Er versuchte noch alles, doch am Ende waren die zwei Figuren einfach stärker als der Turm.

Martin Küpper am dritten Brett verwechselte in der Eröffnung zwar die Varianten, aber sein Gegner spielte glücklicherweise zu zögerlich, um das auszunutzen. Schwarz bekam dann doch schnell bequemes Spiel, ließ aber mehrere einfache Gewinne aus. So überlastet z.B. 20.- Df5 die weiße Stellung und 22.- Sxc4 23. Bxc4 Lxc3 gewinnt dank der Springergabel auf e2 einfach die Qualität. Gleiches gilt für 26.- Sxc4 27. Bxc4 Ld4. Zum Glück bot der Weiße im 36. Zug nochmal eine Fesselung an, die diesmal endlich angenommen wurde.

Noch wilder trieb es Konstantin Wolgin am vierten Brett: in einer messerscharfen Drachenvariante stand er mit Weiß schnell gut, verpasste dann aber die beste Fortsetzung (der Computer gibt 18. Se6! mit großem Vorteil an). Statt sich danach zu konsolidieren, opferte er weiter und stand im 21. Zug mit Minusqualität und vier gegen sechs Bauern klar schlechter. Doch Konstantin machte weiter Druck und opferte sogar noch seinen zweiten Turm. Als Schwarz daraufhin mit 26.- Kf6 den vermeintlich sicheren Weg ins Zentrum nahm, drohte er schon Dauerschach zu bekommen. Schwarz wendete dies ab, indem er seine Dame für den weißen Springer gab. Dafür hatte er zuvor zwar genügend Material eingesammelt, doch der König im Zentrum stand einfach zu unsicher, um mit knapper Bedenkzeit alle weißen Tricks zu kontern. Konstantin spielte diese Phase wieder sehr kreativ und konnte schließlich entscheidendes Material einsammeln. Eine Partie, in der beide Spieler großen Vorteil verspielten und in der sich am Ende der angriffslustigere der beiden durchsetzte.

SC Fulda II vs. SC Aurich 1,5 – 2,5

Am ersten Brett erwischte Uwe Haselbacher einen schwarzen Tag. Gegen ein weißes Doppelfianchetto musste er früh das Läuferpaar geben, um Bauernverlust zu vermeiden. Die schwarze Struktur war danach aber klar schlechter, so dass es nur eine Frage der Zeit war, bis Weiß Material gewinnen und in ein gewonnenes Endspiel abwickeln konnte. Insgesamte eine zu einseitige Partie.

Am zweiten Brett kam Andreas Hartmann mit Weiß ebenfalls schnell unter Druck. Die schwache Königsstellung führte dann fast folgerichtig zu einem Bauernverlust. Danach spielte sein Gegner jedoch recht zurückhaltend, hielt seinen Vorteil zwar fest, erzielte jedoch keine weiteren Fortschritte. Als er schließlich Remis anbot bedeutete das zwar für uns die Niederlage, doch ohne Chancen auf Gegenspiel hatte Andreas natürlich keine Wahl.

Soroush Wadiei probierte am dritten Brett wieder seine Spezialvariante mit frühem f3 gegen das Damengambit. Sein Gegner zeigte ihm jedoch schnell die Nachteile dieses Aufbaus auf und ergriff die Initiative im Zentrum. Mit dem König im Zentrum und schlechter Entwicklung wurde es schnell sehr unangenehm für Soroush. Doch Schwarz setzte nicht konsequent fort und als Soroush rochieren konnte, war die Stellung wieder ausgeglichen. Dies bleib so, bis Schwarz mit 26.- Te7 zweizügig einen Turm einstellte. Soroush ließ sich nicht lange bitten und schnappte zu. Ein etwas glücklicher Sieg, aber dank einer guten Verteidigungsleistung nicht unverdient.

Am vierten Brett kam Milos Maksimovic mit seinem schwarzfeldrigen Läufer früh auf Abwege. Spätestens im neunten Zug hätte er ihn gegen den weißen Springer auf c3 tauschen sollen. So war er nicht nur keine Hilfe bei der Fesselung des Sf6, sondern wurde sogar durch Bauern auf a3 und b4 abgeklemmt. Milos versuchte noch eine Figur für zwei Bauern zu opfern, doch so recht wollte sich das erhoffte Gegenspiel nicht einstellen. Im Gegenteil: Weiß verstärkte nach und nach den Druck gegen den König und führte die Partie sicher zum Sieg.

SF Achim vs. SC Fulda II: 0-4

Nach der ersten Niederlage zeigte sich die Mannschaft gut erholt. Mit einem Mannschaftsschnitt von 1764 waren die SF Achim auf dem Papier ein gleichwertiger Gegner und so waren spannende Partien garantiert. Das Ergebnis sieht glatter aus, als es auf den Brettern war.

Am ersten Brett stand Uwe Hasselbacher mit Weiß nach der Eröffnung etwas schlechter, überspielte seinen Gegner dann aber nach und nach. Spätestens als sein Springer auf d6 auftauchte war klar, dass er besser stand. Kurz darauf war es dann die offene e-Linie, die es Uwe ermöglichte, entscheidend in die schwarze Stellung einzubrechen.

Andreas Hartmann an Brett 2 wurde in seiner französischen Verteidigung mit der Vorstoßvariante konfrontiert. Ausgangs der Eröffnung kam sein Turm auf Abwege und musste sich schließlich gegen den schwarzfeldrigen Läufer opfern. Weiß stand im Anschluss klar besser, aber Andreas gelang es auf den schwarzen Feldern Gegenspiel zu organisieren. Im 36.Zug verrechnete sich Weiß dann wohl, denn als er die Qualität zurückgab, führte dies zu einem gewonnen Endspiel für Schwarz. Diese Chance ließ sich Andreas natürlich nicht entgehen und verwandelte sicher.

Felix Faßler gab am dritten Brett sein Debüt in der zweiten Mannschaft. Mit vier Siegen aus vier Partien in der Dritten im Kreuz, konnte er die die Partie selbstbewusst angehen und schnell einen wichtigen Bauern gewinnen. Danach schien die Konzentration aber nachzulassen, denn in der Folge ließ er zu, dass Weiß nach und nach die initiative übernahm. Spätestens im 21. Zug wurde der Druck zu stark und Weiß konnte den Bauern bei anhaltender Initiative zurückgewinnen. Im 26. Zug hätte er sogar die Dame gewinnen können, doch stattdessen verlor er eine Figur und bei Felix war wieder alles in Ordnung. Kurz danach gewann er sogar noch einen Springer und konnte die Partie gewinnen. Das war Glück.

Am vierten Brett bekam Milos Maksimovic seinen Grand Prix Angriff gegen Sizilianisch aufs Brett, bei dem Weiß das Zentrum geschlossen hält und mit seinem f – Bauern auf den schwarzen König zu stürmt. Aber auch positionell hat Weiß Trümpfe, wenn Schwarz zu passiv spielt. So kam es auch hier. Schwarz tauschte die Damen und die schwarzfeldrigen Läufer, um das Angriffspotential zu reduzieren. Danach war der weiße Springer auf e5 dem verbleibenden schwarzen Läufer auf b7 aber klar überlegen. Kein Grund diesen direkt einzustellen, aber auch sonst hätte Weiß großen Vorteil gehabt. Mit einer Mehrfigur war der Rest dann relativ einfach und Milos gewann am Ende sicher. Ein klarer Start – Ziel Sieg für Milos.

 TUS Varrell II vs. SC Fulda III: 1 – 3

Am ersten Brett setzte Felix Faßler seine Siegesserie fort. In einer Wiener Partie ließ Schwarz ihn widerstandslos das Zentrum besetzen, so dass er Raum- und Entwicklungsvorsprung erhielt. Im 17. Zug gewann er den Bauern auf d5, was ihm freie Hand gab, den schwarzen König ins Visier zu nehmen. Der Angriff erwies sich schnell als unwiderstehlich und trotz des Versuchs den König unter Figurenopfer zu evakuieren wurde Schwarz im 31. Zug mattgesetzt. Felix viertes Matt im vierten Match. Respekt!

Am zweiten Brett wurde Johannes Kremer mit dem Londoner System konfrontiert. Er wählte einen aktiven Aufbau, vernachlässigte aber die Entwicklung. Ein verfrühter Damenausflug erwies sich dann als Boomerang und im vierzehnten Zug blieb Johannes nur die traurige Wahl zwischen Matt oder Damenverlust.

Finn Meyer spielte am dritten Brett eine Ben-Oni Struktur mit vertauschten Farben, in der beide Seiten zunächst ihre Figuren entwickelten, bevor sie konkrete Kampfhandlungen beginnen wollten. Das man trotzdem immer auf der Hut vor taktischen Motiven sein muss vergaß sein Gegner darüber und als er mit 12. Sbd2 seine letzte Figur entwickelte nahm er sich gleichzeitig das letzte Rückzugsfeld für seinen Läufer auf g5. Finn dagegen war wach und sammelte die Figur mit 12. – f6 und 13. – g5 kurzerhand ein. Es dauerte zwar noch bis zum 55. Zug, doch sein Sieg war danach nie mehr in Gefahr. Eine saubere Leistung von Finn.

Am vierten Brett brachte Arthur Deperschmidt das Blackmar – Diemer Gambit aufs Brett. Wie erhofft bekam er eine schnelle Entwicklung für den Bauern und mit einem zweiten Bauernopfer verstärkte er seine Initiative noch. Verständlich, dass Schwarz mit 12.- e6 seine Entwicklung beschleunigen wollte. Doch das erwies sich schon als der entscheidende Fehler. Gut oder schlecht, der Damenflügel hätte abgesichert werden müssen, auch wenn Schwarz dann noch eine langwierige Verteidigung bevorgestanden hätte. So fiel das schwarze Kartenhaus nach einem Damenschach auf b5 in sich zusammen und Arthur sammelte zunächst die Bauern ein, um dann den nackten König mattzusetzen. Eine schöne Angriffsleistung von Artur.

SC Fulda III vs. SK Paderborn 3 – 1

Soroush Wadiei spielte diesmal wieder am ersten Brett und wählte den Triangel – Aufbau gegen 1.d4. Bald entstand eine komplizierte Stellung, in der beide Seiten ihre Trümpfe hatten. Leider übersah er aber eine Fesselung und verlor im 17. Zug einen wichtigen Bauern. Danach verteidigte er sich aber einfallsreich und zäh, so dass es seinem Gegner nie gelang, den entscheidenden Schlag zu setzen. Als Schwarz schließlich seinen König zum gegnerischen Freibauern bringen konnte war der weiße Vorteil fasst dahin. Letztendlich probierte es sein Gegner noch bis zum 58. Zug, bis er entnervt Remis anbot. Eine feine Verteidigungsleistung von Soroush nach dem kleinen Ausrutscher zu Beginn des Mittelspiels.

Am zweiten Brett wurde Felix Faßlers Siegesserie gestoppt, als er in einer Wiener Partie zu ungestüm angriff und im 23. Zug eine Figur einstellte. Doch Schwarz hatte dafür Dame und Springer weit vom König entfernt und Felix zeigte schnell, dass ihm das noch Angriffschancen bot. Als Schwarz auch noch den Bauern auf b2 fraß, stand er sogar kurzzeitig auf Gewinn. 27. f6! ist der Vorschlag des  Computers. Doch auch mit menschlichen Zügen kam Felix zum schwarzen König durch und sein Gegner musste einen Turm geben, um nicht mattgesetzt zu werden. Damit hatte Weiß in der Summe eine Qualität mehr und der schwarze König blieb schwach, so dass die Mehrbauern nicht sehr ins Gewicht fielen. Die Stellung blieb also kompliziert und bei knapper werdender Bedenkzeit entwischte Schwarz schließlich ins Dauerschach. Eine spannende Partie, die in der Analyse noch lange diskutiert wurde.

Eine schöne positionelle Partie spielte Erasto Greif am dritten Brett. Er baute sich mit einem soliden Doppelfianchetto auf und entwickelte starken Druck gegen das schwarze Zentrum. Der vergrößerte sich noch, als Schwarz dagegenzuhalten versuchte, bevor seine Entwicklung vollständig abgeschlossen war. Fast folgerichtig gewann Erasto Im 15. Zug einen Bauern bei anhaltendem Druck. Im zwanzigsten Zug folgte ein Läufer, im dreißigsten kam schließlich noch ein Turm dazu. Schwarz spielte noch bis zum Matt und ließ Erasto so seine feine Leistung krönen.

Johannes Kremer spielte diesmal am vierten Brett und wurde im Zweispringerspiel im Nachzug mit dem scharfen 4. Sg5 konfrontiert. Er zeigte sich aber unerschrocken und übernahm bald die Initiative. Wieder war es der Entwicklungsvorsprung, der den Vorteil brachte. Im 15. Zug eroberte Johannes dann den ersten Bauern, dem zwei Züge später schon der nächste folgte. Als er im zwanzigsten Zug auch noch einen Springer gewann, war die Partie entschieden. Weiß strampelte noch bis zum 37. Zug, aber dann hatte Johannes endlich seinen ersten Sieg auf dem Konto. Und wohlverdient, angesichts der überlegenen Partieführung!