Ein paar Gedanken zum Thema Cheating

Bei 3.000 Teilnehmern vielleicht unvermeidlich, aber auch in dieser Saison mussten wieder Spieler wegen Cheatings genullt werden. Von uns war zum Glück niemand unter den Tätern, dafür waren wir aber dreimal Opfer.

von Martin Küpper

Insgesamt haben wir als Fuldaer in 19 Wettkämpfen 76 Partien gespielt und „nur“ drei davon wurden nachträglich korrigiert. Da bei mir persönlich die Quote mit 2 von 4 Partien aber etwas anders aussieht, hier ein paar Gedanken zum Thema: ich persönlich hatte in der ersten Partie, die nachträglich vom Remis zum Sieg geändert wurde nicht das Gefühl, dass mein Gegner Unterstützung hatte. Auch bei der Niederlage in der sechsten Runde war es nicht so, als hätte ich nicht genügend Fehler begangen, um die Partie normal zu verlieren. Trotzdem ärgere ich mich jetzt über die verschwendete Zeit, die ich in die beiden Partien investiert habe und kann sie nicht mehr ernsthaft analysieren. Dabei war zumindest die erste eine gute Partie.

Aber nicht nur ich bin betroffen, sondern auch alle anderen Spieler, die durch die Einzelfälle immer mit einem Generalverdacht leben müssen, wenn sie eine gute Partie spielen. Da freut man sich fast, wenn ein Mannschaftskollege bei der Verwertung eines Vorteils Fehler macht oder nicht zu sehr über seiner DWZ spielt und damit seine Menschlichkeit unter Beweis stellt. Das ist es, was die wenigen Betrüger mit der ehrlichen Mehrheit machen: immer schwingt Mistrauen mit. Man hört immer wieder, dass jemand deswegen nicht online spielen möchte. Dabei liegen so viele Chancen im Onlineschach, unser Spiel weiterzuentwickeln und auch als Verein zusammenzuwachsen.   

Den Organisatoren der DSOL gebührt viel Lob und Dank, dass sie sich tagelang durch alle Partien gewühlt haben, um möglichst viele der schwarzen Schafe zu entdecken und dann auch durchzugreifen. Weil Cheating fast immer nur indirekt und über Indizien belegt werden kann, werden sie sich auch viele Anfeindungen dafür anhören müssen. Da stilisiert sich schnell ein Täter zum Opfer und im Zweifel solidarisieren sich seine Vereinskameraden auch noch. Oder ducken sich zumindest weg. Es ist natürlich leichter, sich auf die Seite des persönlich bekannten, vielleicht sogar befreundeten Mitspielers zu stellen, als auf die der Opfer, zu denen man keine persönliche Beziehung hat. Daher rechne ich es dem Mannschaftsführer des Täters in Liga 7C (Namen nennen bringt hier nichts) hoch an, dass er sich für seinen Vereinskameraden entschuldigt. Von den Vereinen meiner beiden Gegner habe ich dagegen nichts gehört.

Darum auch von meiner Seite: null Toleranz für Cheater. Auch nicht im eigenen Verein. Lassen wir sie nicht unser schönes Spiel kaputtmachen. Aber lasst uns auch nicht übermäßig misstrauisch sein. Denn andersherum zeigen die drei Fälle auch, dass die Mechanismen inzwischen gut funktionieren, die praktisch alle großen Server einsetzen. Ich habe nämlich in beiden Fällen keine Meldung an das Anti-Cheating Team gemacht.

Natürlich würde ich lieber mit Kamera spielen und vielleicht auch mit kürzerer Bedenkzeit, um es den Betrügern noch schwieriger zu machen. Aber ich sehe es positiv: die meisten Partien, die ich in dieser Saison gesehen habe, waren sehr menschlich und gerade deswegen interessant. Und bei den anderen wurde der Täter entweder überführt oder ein Spieler hat einfach gut gespielt. Ich werde jedenfalls auch beim nächsten Mal wieder dabei sein. Von den paar Arschlöchern lass ich mir doch mein Spiel nicht kaputtmachen!